2003 gestartet – findet die aquanale in diesem Jahr zum achten Mal statt.

Dietmar Rogg, Präsident des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness e.V. (bsw) hat dies zum Anlass genommen, acht Thesen zum Schwimmbadmarkt zu verfassen.

 

Dietmar Rogg

Dietmar Rogg, Präsident des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness e.V. (bsw)
Herzlich willkommen zur aquanale 2017! Als die Messe 2003 ihre Premiere feierte, konnte man noch nicht ahnen, dass sie sich zu DEM internationalen Branchentreff im „ungeraden“ Jahr entwickeln würde. Gemeinsam mit der FSB, dem Event für Freiraum, Sport und Bäderanlagen erwartet die aquanale 30.000 Fachbesucher. Ihnen und allen 950 Ausstellern aus 40 Ländern wünsche ich erfolgreiche Geschäfte, gute Gespräche und einen schönen Aufenthalt in der Rheinmetropole Köln!

 

Lesen Sie, warum gerade die Digitalisierung die Stärken des stationären Schwimmbadfachhandels sichtbar macht, was man über den „Kunde von morgen“ wissen sollte und warum Vernetzung nicht nur online eine bedeutende Rolle spielt.  


 „DEN KLASSISCHEN SCHWIMMBADKUNDEN GIBT ES NICHT“


Andreas Steinle vom Zukunftsinstitut hat einen seiner Vorträge einmal so begonnen: Jahrgang 1948, britische Herkunft, geschieden, wieder verheiratet, zwei Kinder, musikalisch, vermögend. Wer ist das? Die Zuhörer waren sich einig: Prince Charles. Aber die Beschreibung passt ebenso auf Ozzy Osbourne.

 

Beide könnten potentielle Poolkunden – aber mit vermutlich ganz unterschiedlichen Wünschen - sein. An dem Beispiel wird klar: Schubladendenken ist passé. Den „klassischen Schwimmbadkunden“ gibt es nicht. Sind Studienabbrecher potentielle Poolkunden? Mit Blick auf Facebookgründer Mark Zuckerberg heißt die Antwort ganz klar „ja“. Dachte man früher in sozialen Milieus, kann man sich heute grob an Lebensstilen orientieren.

 

Das Zukunftsinstitut hat in seiner Studie „Lebensstile für morgen“ die Lebensgefühle von „Gutbürgern“, „Sinnkarrieristen“, „Superdaddys“ und anderen beschrieben. Eine lesenswerte Schrift, die auch den Einfluss der Digitalisierung auf die Art zu leben thematisiert.


„ONLINE-WELT MACHT PLUSPUNKTE DES STATIONÄREN FACHHANDELS SICHTBAR“


Wir sehen auf der aquanale viele digitalisierte Produkte der „schönen neuen Welt“. Vernetzte Technologien, Apps und Touchscreens gehören selbstverständlich  in unsere Branche. Wir nutzen die Möglichkeiten des World Wide Webs. Aber wir sehen auch seine Grenzen.

 

Standardprodukte und Verbrauchsgüter werden über Online-Shops angeboten. Aber wer realisiert denn – um bei den obigen Beispielen zu bleiben - den königlichen „Prince Charles Pool“ oder eine „Wassergruft“ nach den Vorstellungen von Ozzy Osbourne? Kreative und kompetente Schwimmbadbauer, deren große Stärke die individuelle Handwerkskunst ist! Die lässt sich nicht – wie Massenware – „per Klick in den Warenkorb legen“. 

 

Viele Fachhändler machen diesen Vorteil besser sichtbar, indem sie beispielsweise das Gütesiegel Pool Plus des Verbandes stärker kommunizieren und gemeinsam mit Herstellern in Aus- und Weiterbildung investieren. Die Industrie hat erkannt: die Unterstützung qualifizierter Fachhändler in Sachen Qualitätserhalt und –ausbau ist Voraussetzung, damit ihre anspruchsvollen Produkte „den Weg in den Pool finden“.                


„VERNETZUNG UND SERVICE WERDEN WICHTIGER“


aquanale,bswDas „Internet der Dinge“ ist in aller Munde, und „Industrie 4.0“ ein Schlagwort unserer Zeit. Während Hersteller die Vernetzung einzelner Komponenten innerhalb des Pools und darüber hinaus im Blick haben, geht auch die Vernetzung in der Offline-Welt weiter. Man schließt sich über Wertschöpfungsstufen hinweg zusammen, um Kunden einerseits Service aus einer Hand anzubieten.

 

Andererseits will man mit Showrooms und „Poolgärten zum Anfassen“ dem Kundenbedürfnis nach einem Einkaufserlebnis gerecht werden. Studienergebnisse von Professor Dr. Ulrich Reinhardt  (Stiftung für Zukunftsfragen – eine Initiative von BAT) zur Zukunft des Konsums sprechen eine klare Sprache. Von 100 Befragten gaben 81 an, lieber im stationären Handel als online einzukaufen. Und zwar aus folgenden Gründen: Weil sie die Produkte unter anderem sehen, anfassen und testen können, weil sie die persönliche Beratung schätzen und bessere Qualität als beim Internetkauf erwarten. Und genau hier liegen weitere große Stärken des Schwimmbad-Fachhandels.

 

Wie präsentiere ich meine Waren und Dienstleistungen, wie schaffe ich ein Produkterlebnis und wie stärke ich meine Fachkompetenz, meinen Service und meine Beratungsleistung? Das sind aus meiner Sicht Zukunftsfragen des stationäre Schwimmbadfachhandels – zumal nach den Auswertungen von Professor Dr. Ulrich Reinhardt 2/3 der Bürger bereit sind, für guten Service mehr Geld auszugeben.


„SCHWER AUSZUSPRECHEN – EINFACH ZU LEBEN: HYGGE STÜTZT DIE POOLBRANCHE“


In der Vergangenheit sprachen wir von Cocooning, dann von Homing. Die Entwicklung der eigenen vier Wände vom reinen Wohnort hin zu einem Ort, an dem mehr als nur Privates stattfindet, geht weiter. Daheim soll einerseits zum Zurückziehen und Arbeiten da sein. Andererseits will man es jetzt auch für ein gesellschaftliches Miteinander und aktive Freizeitgestaltung nutzen. So wie sich das Zuhause ändert, ändern sich auch die Statussymbole.

 

Hochwertige Möbel, stylische Heim-Accessoires und raffinierte Haustechnik haben nun einen ganz besonderen Stellenwert. Schließlich will man für sich und seine Freunde eine angenehme Atmosphäre schaffen. Der eigene Pool ist dabei Fitnessstudio oder Wohlfühlstätte, gleichzeitig aber auch Hingucker jeder Gartenparty, wenn sich die Wasserfläche zu einem farblichen Lichtermärchen verwandelt. Umgeben von passenden Outdoor-Möbeln, einer coolen Grillstation und spektakulären Feuerelementen will man unvergessliche Momente schaffen. Der Zukunftsreport 2017 spricht von „Hygge“. Es handelt sich um das aktuelle Lebensgefühl, das „die wirklich wichtigen Dinge“ in den Mittelpunkt stellt. Es geht um ideelle Werte, wie Zeit mit Freunden zu verbringen, für die Familie da zu sein, Glück zu empfinden. Auf einen Nenner gebracht: man betont Soziales, will aber auf Ästhetisches nicht verzichtet. In einem schicken Ambiente Kontakte zu pflegen – das ist es, was zählt – und der Schwimmbad- und Wellnessbranche den Rücken stärkt.


OPEN MINDED – OFFENE DESIGNKONZEPTE


Der Schwimmbadmarkt ist globaler geworden – „international ist normal“. Diese Entwicklung lässt Menschen offener werden – für neue Ideen, andere Ansätze und differenzierte Sichtweisen. Gleichzeitig zeigt sich die Offenheit im Design. Der Zeitgeist verlangt nach hellen Tönen, transparenten Flächen, natürlichen Materialien, puristischer Ästhetik und offenen Konzepten. So findet man heute Pool- und Wellnessanlagen, die durch gradlinige Architektur und klare Formen wirken. Einfach und schlicht sind sie, aber gleichzeitig edel und schick. Doch der Megatrend Individualisierung „sticht“ letztlich alle Designtrends.

 

Jeder Wellnesshungrige kann sich seine Anlage so gestalten, wie er möchte. Freiformen statt Festgefahrenes – auf diese Formel lässt es sich bringen. Und das ist nicht nur in Deutschland so. Über Landesgrenzen hinweg lassen sich die Megatrends und Designrichtungen spüren. Deshalb bekommt auch das Kongressprogramm zur aquanale einen noch internationaleren Charakter. Es heißt nun nicht mehr „Kölner“ Schwimmbad- und Wellnessforum, sondern „Internationales“ Schwimmbad- und Wellnessforum (Halle 6 D 51).

 

Alle Vorträge werden auf Deutsch und Englisch angeboten, können ohne Anmeldung und gratis besucht werden, und die Themen haben einen globalen Charakter. Eingeladen sind unter anderem Vertreter des amerikanischen Unternehmens Genesis 3, die Designkonzepte und kreative Ideen aus aller Welt präsentieren.

 

SSF SCHWIMMBAD


SAFETY FIRST


Wir kennen es von erfolgreichen Fluglinien. Warum bevorzugen wir bestimmte Gesellschaften? Weil der Service professionell und die Freundlichkeit der Mitarbeiter erstklassig ist? Weil man uns mit Extras wie Lounge-Zugang und Upgrades verwöhnt? Auch. Aber vor allem, weil wir die Sicherheit schätzen. Wir wollen uns darauf verlassen können, dass die Technik funktioniert und Risiken menschlichen Versagens minimiert werden. So erwarten es nicht nur Flug-, sondern auch Schwimmbadkunden. Damit das private Poolvergnügen mit noch größerer Sicherheit erlebt werden kann, hat die Branche zwei internationale Normen erarbeitet – EN 16582 und EN 16713 –, deren Inhalten auch im Internationalen Schwimmbad- und Wellnessforum (Halle 6, D 51) kostenlos präsentiert werden.


LUST STATT LEISTUNG  - BACK TO THE ROOTS


Sport muss sein – so das Credo der Vergangenheit - als das steigende Gesundheitsbewusstsein die körperliche Ertüchtigung quasi zum Pflichtprogramm erklärte. Im Fitnessstudio zu trainieren ist eine Variante. Zunehmend beliebter wird aber der Sport in freier Natur, der die Lust, nicht die Leistung in den Vordergrund stellt.

 

Nach der aktuellen Studie „Health Trends“ des Zukunftsinstituts lautet die Botschaft nicht mehr "Mach Sport!", sondern: "Entfalte dich!“. Muskelmodulation wird um Mind Balancing ergänzt. Calisthenics, das Training nur mit dem eigenen Körpergewicht, ist „in“. Natürliche Bewegungsabläufe bei frischer Luft realisieren, zu sich finden und vom Alltag abschalten – die Wünsche von heute sind mit Pool-und Wellnessprodukten bestens zu erfüllen.   

 
UND ZU GUTER LETZT: FRÜHER WAR NICHT ALLES BESSER …


1991 betrug der Anteil der extremen Armut auf der Welt 46 Prozent. 2016 lag er bei 9 Prozent. Die weltweite Kindersterblichkeit hat sich in demselben Zeitraum mehr als halbiert, ebenso die Zahl der Analphabeten. Hatten die Bürger in Deutschland 1991 ein frei verfügbares Einkommen von durchschnittlich 11.137 Euro gehabt, waren es 2016 schon 20.331 Euro. Auch der Umfang der Freizeit ist gestiegen.  Dass Arbeit das halbe Leben ist – war 1882 wahr. Lediglich 19 Prozent unserer Lebenszeit verbringen wir heute durchschnittlich mit Arbeiten. Dagegen bleiben 30 Prozent zur freien Verfügung – Zeit genug, die die Investition in den eigenen Pool lohnenswert macht.  
 

SSF SCHWIMMBAD